Hallo zusammen,
wir hatten letztes Wochenende eine "kuriose" Situation, die leider zu krassen Schäden geführt hat. Vorweg: ich benötige keine akute Hilfe, aber habe eine Frage interessehalber und dachte mir auch ich poste das hier mal zur Dokumentation, interessiert ja vielleicht den ein oder anderen.
Setup:
Habe seit ~2 Jahren rund 20 Shellys im Haus verbaut, mehrere Shelly 1, Shelly 2.5, Dimmer2 und Plug S sowie einen Plus i4. Und einen Shelly 3EM im Verteilerkasten, um den gesamten Hausverbraucht zu messen. Soweit liefen die alle einwandfrei, auch der 3EM hat zuverlässig angezeigt was auf den einzelnen Phasen verbraucht wird, was u.a. bei sonnigen Tagen für die Balkonsolaranlage oder beim Laden des E-Autos an der 11KW Wallbox interessant war.
Nicht unrelevant: wir leben in einem alten Bauernhaus, das im Laufe seines fast 200-jährigen Bestehens mehrfach umgebaut wurde, zuletzte von uns selbst vor 7 Jahren. Dabei wurden immer wieder auch Unterverteilungen geändert bzw. neu installiert. Aktuell haben wir hinter dem Hausanschluss & Zähler ganze 5 FI-Kreisläufe (EG alter Teil mit Garage, EG neuer Teil inkl. Küche, OG Bad, OG Schlafzimmer + Dachboden, Wallbox) und dahinter insgesamt 28 Leitungsschutzschalter verbaut. Man könnte sagen: da ist jemand (nicht nur wir, auch die Vorbesitzer) im Zweifel auf Nr. Sicher gegangen...
Für's Protokoll: Ich habe alle Shellys selbst eingebaut. Bin kein Elektriker, renoviere aber seit 20+ Jahren Häuser und habe dabei immer wieder auch den jew. Elektrikern als Bauherr unter deren Anweisung zugearbeitet und traue mir durchaus zu, eine Steckdose oder einen Lichtschalter selbst einzubauen bzw. eben einen Shelly dahinter zu setzen. Für Dinge wie die Wallbox oder Arbeiten im Verteilerkasten habe ich aber natürlich einen Elektriker kommen lassen und da selbst nichts dran gemacht. Die Wallbox war übrigens auch die letzte Änderung an unserem System, danach kamen auch keine Shellys mehr hinzu - und nach Einbau der Wallbox hat der entspr. Elektriker auf mein Bitten hin nochmal ein komplettes Prüfprotokoll für das gesamte Anwesen erstellt was ohne jegliche Auffälligkeiten war.
Was ist nun passiert:
Vorletztes Wochenende hat meine Frau beim Verwenden des Sandwichmakers aus Versehen dessen Netzkabel "mitgebacken" und durchgeschmolzen. Das gab dann einen Knall+Funken am Sandwichmaker und hat den entspr. Leitungsschutzschalter sowie den zugehörigen FI geschmissen. Soweit so normal, wenn auch doof.
Nachdem ich aber nach abziehen des Netzkabels des Sandwichmakers den FI + LS wieder rein hab, haben kurz darauf mehrere LEDs im Haus geflackert und sind z.T. langsam heller und dunkler geworden. Daraufhin sind immer wieder einzelne LS geflogen in unterschiedlichen Bereichen des Hauses - auch solchen, die mit dem Kreis an dem der Sandwichmaker hing, gar nichts zu tun haben. Das ging ca. 2-3 Minuten so, bis - als ich gerade etwas ratlos vor dem Verteilerschrank stand - der 3EM genallt hat und ein kleines Schmauchwölkchen aufstieg, kurz darauf hat im gleichen Raum hinter mir einer der Shelly 2.5, die wir für die Steuerung unserer Heizkreis-Steuerventile verwenden, genallt und ist komplett durchgeschmort. Daraufhin hab ich erstmal alles stromlos geschaltet und dann sukzessive einzelne Kreise wieder angemacht. Das schien dann erstmal zu passen, bis meine Frau aus dem Esszimmer rief in der Wand (bei den Lichtschaltern, wo 2 Shellys dahinter hängen) hätte es gerade geknallt, kurz darauf ein weiteres Mal woanders, ebenfalls bei Shelly-Lichtschaltern. Daraufhin haben wir alles abgeschaltet und die Teelichter + Taschenlampen rausgeholt...
Um eine lange Geschichte kurz zu machen: die folgenden 4 Stunden bis nach Mitternacht war ich damit beschäftigt, jeden einzelnen Stromkreis nach und nach zu testen ob was flackert oder seltsam ist und sämtliche Shellys aus den UP-Dosen zur Inspektion zu holen. Fazit: von unseren ca. 20 Shellys waren 13, davon 2 Plug S, hinüber bzw. weisen Schmauchspuren auf und lassen sich auch nicht wieder zum Leben erwecken/resetten. Die Shellys, die "geknallt" hatten, sind deutlich verkohlt, andere sehen zumindest angeschmort aus und ich werde sie natürlich nicht wieder einbauen. Während dieser Ausbau- und Prüfungsphase sind auch 2x einzelne Leitungsschutzschalter der drei Phasen der Vorzählersicherung geflogen - jedoch ohne dass irgend ein LS oder FI hinter dem Zähler geflogen wäre, was ich sehr seltsam fand.
Über die Shellys hinaus ist übrigens auch unser Trockner futsch (LS fliegt sobald der Trockner eingesteckt wird, egal an welchem Stromkreis), ein EasyLux Bewegungsmelder im Flur, der Travo der Paulmann Gartenbeleuchtung, die Matrix-Verteilung der Satelittenanlage sowie der Wechselrichter der Balkonsolaranlage (hing hinter einem Shelly Plug S zur Messung des eingespeisten Stroms). Ich hab die Geräte noch nicht einzeln durchprüfen können, aber gehe davon aus, dass sie komplett defekt sind und getauscht werden müssen. Das ist zwar alles krass ärgerlich, aber wenn ich mir überlege was da noch alles hätte betroffen sein können (Rechner, Quooker, TV, Gastherme, Heizungssteuerung, 3D-Drucker, Herd, Backofen...), würde ich sogar noch von einem "blauen Auge" sprechen...
Natürlich ist das Ganze an einem Samstagabend passiert, insofern konnte ich erst 2 Tage später auf Elektrikersuche gehen - aber in der letzten Arbeitswoche vor Weihnachten war es aussichtlos noch jemanden zu finden der Zeit hat. Nun wird erst am 7. Januar einer vorbeikommen, um alles durchzumessen, der aber in unserem Haus noch nicht tätig war. Ich habe in der Zwischenzeit eine ganze Reihe neuer Shellys bestellt und im Lauf der letzten Tage wieder eingebaut, um zumindest die wichtigsten Schaltungen und Geräte wieder nutzen zu können. Warum ich mich das traue siehe nächster Punkt - die neuen Shellys laufen auch alle einwandfrei.
Warum vermute ich nun eine Sternpunktverschiebung?
Da mir der Elektriker zumindest am Telefon schon etwas helfen wollte, hat er nach meiner Situationsbeschreibung gemeint das klänge für ihn alles nach einer Sternpunktverschiebung, auch wenn er von keiner Netzseitigen in unserem Viertel in der enstprechenden Zeit wisse. Von sowas hatte ich bis dato noch nie gehört. Hab mich jetzt aber diesbez. schlau gemacht und das könnte schon hinkommen. Das Verhalten der Shellys und die Tatsache dass auch andere Geräte betroffen sind, sowie dass die Shellys nicht sofort, sondern nach und nach abgeraucht sind, und das Flackern der LEDs spricht sehr dafür. Allerdings muss diese Sternpunktverschiebung dann nur temporär vorgelegen haben - mittlerweile sind alle Kreise unauffällig, alle Lampen und Geräte laufen völlig normal. Denn bevor ich wieder neue Shellys eingebaut und andere Geräte wieder angeschlossen habe, hatte ich die Kreise durchgemessen und geprüft, ob bei Last zu- oder Wegnahme sich die Spannung im System ändert - was ja charakteristisch für eine Sternpunktverschiebung wäre. Hier ist aber alles normal und die Spannung bleibt unabhängig von den Verbrauchern stabil bei ~228V. Auch haben L1, L2 und L3 zu N bzw. PE stabile 230V und zueinander 400V, wie es sein soll.
Meine Frage interessehalber:
Ist es möglich, dass der Shelly 3EM durch einen Kurzschluss abraucht (andere Beiträge hier im Forum legen das ja nahe) UND dann selber eine Sternpunktverschiebung verursacht? Dazu müsste er ja irgendwie dafür verantwortlich sein, dass der Neutralleiter keinen Kontakt mehr hat!? Tatsächlich hat sich das System erst wieder stabilisiert, nachdem ich den defekten und verschmorten 3EM inkl. der 3 Klemmen komplett ausgebaut hatte. Allerdings waren alle Leitungsklemmen zum 3EM fest und das System hat ja auch mit dem 3EM vorher 2 Jahre einwandfrei funktioniert...
Oder hat jemand eine andere Theorie? Ich werde natürlich berichten, sobald der Elektriker da war und sich das alles angeschaut hat.
Sollte es interessieren, kann ich gern auch nochmal Detailaufnahmen der verschmorten Geräte machen und hier posten - oder diese Geräte auch einem interessiereten Bastler zur Untersuchung zuschicken. Ich würde sie nur noch entsorgen.
Diese Shellys sind alle kaputt gegangen:
Der 3EM, den ich als zentralen Übeltäter im Verdacht habe:
Der am stärksten beschädigte Shelly - ein 2.5, mit dem wir die Stellventile für die Wandheizung steuern:
Ein Shelly 1, der in der Wand geknallt hatte:
Gruß,
Daniel