Hallo zusammen,
ich möchte eine Erfahrung teilen, die vielleicht für den ein oder anderen hilfreich sein kann. Ich selbst habe eine Weile gebraucht, bis ich eine zuverlässig funktionierende Lösung gefunden habe.
Problemstellung:
Ich habe im Flur eine Stromstoßschaltung mit einem hager EPN510 Stromstoßrelais (SSR) und 4 Tastschaltern (T1..T4) zur Steuerung der Beleuchtung. Diese sollte mit einem Shelly so ins Heimnetz eingebunden werden, dass
- alle Taster normal das Licht schalten,
- alle Taster per Longpress eine Zusatzfunktion (Licht aus in der gesamten Wohnung) auslösen,
- das Licht per iobroker ferngesteuert geschaltet werden kann,
- der momentane Lichtzustand per iobroker angezeigt wird.
Die einfachste und auch sauberste Lösung besteht prinzipiell darin, dem SSR direkt in der Unterverteilung einen Shelly 1 vorzuschalten (siehe https://shelly-forum.com/index.php?atta…ung-eltako-png/) oder besser noch diesen zu ersetzen (siehe https://shelly-forum.com/index.php?atta…rschaltung-png/). Da es sich um eine Mietwohnung handelt, galt jedoch zusätzlich:
- Die Unterverteilung soll nicht angerührt werden.
Sinn, Für und Wider dieser Randbedingung soll hier nicht Thema sein, es soll im Folgenden einfach als gesetzt betrachtet werden.
Die umgesetzte Lösung sieht wie folgt aus (zur Vereinfachung nur 3 Taster dargestellt):
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In einer der Tasterdosen (T3) sitzt ein Shelly 2.5 mit folgender Konfiguration und Funktion:
Relais 1:
Konfiguration:
- Momentary switch (nicht aktivieren bei long press)
- Auto-Off Timer 0,2 s (Impulsschaltdauer für Tasterdruck an T3 oder Fernschaltung)
-
Long press URL action: Befehl an iobroker per REST API (alle Lichter aus)
- Power-on state: Off
Funktion:
- Weitergeben eines normalen Tastersignals ans SSR
- Fernschaltung über WLAN mit ON/OFF-Schaltimpuls
- Long-press-Funktion nur für diesen Taster (löst nicht das SSR aus)
Relais 2:
Konfiguration:
- Momentary switch (aktivieren bei long press)
- Reverse inputs
- Long press URL action: Befehl an iobroker per REST API (hier wie Relais 1, kann aber auch davon abweichen)
- Power-on state: Off
Funktion:
- Simulation des Stromstoßrelais mit „Speicherung“ des Zustands in O2
- Long-press-Funktion für alle anderen Taster (löst das SSR aus)
Die Funktion von Relais 1 ist relativ geradlinig und bildet die gewünschten Schaltfunktionen an diesem einen Taster T3 sowie per Fernsteuerung ab. Dies allein wäre aber vollständig entkoppelt von den übrigen Tastern und dem Zustand der Beleuchtung, was im Gesamtkonzept unbefriedigend ist.
Die Besonderheit liegt daher im Relais 2, das gewissermaßen das SSR simuliert. Dazu wird der gemeinsame Tasterausgang, der zum SSR führt, mit dem Eingang SW2 verbunden. Bei Betätigung irgendeines Tasters registriert der Shelly dies und setzt den Ausgang O2 quasi als Zustandsspeicher der Beleuchtung. Vorteil gegenüber einer rein softwareseitigen Zustandserfassung per IO URL Action in der übergeordneten Steuerung (iobroker) liegt darin, dass die Erfassung und Speicherung hier lokal und hardwareseitig erfolgt und damit nicht von etwaigen WLAN-Aussetzern oder der einwandfreien Funktion des iobroker-Servers abhängig ist.
Eine zusätzliche Maßnahme ist jedoch erforderlich: Da über das SSR auch im nicht angezogenen Zustand ein Strom abfließt, funktioniert die Schaltung nicht, wenn man SW2 direkt mit dem SSR-Eingang verbindet. Dann stellt sich an SW2 im unbetätigten Zustand nämlich nicht die mittlere Spannung von 115 V ein, die die interne Verschaltung des Shelly im Zustand Off vorsieht, sondern nur eine niedrige Spannung von 8 V (= Zustand On), womit der Shelly leider nicht mehr den Wechsel zwischen On (8 V) und On (230 V) registriert. Die Lösung besteht darin, mittels eines Widerstands die "Ruhespannung" möglichst nah an 115 V heraufzuziehen. Hier ist ein wenig Experimentieren angesagt – Im vorliegenden Fall erzielt ein Gesamtwiderstand von 547 kOhm eine Ruhespannung von 112 V und eine einwandfreie Funktion, während 188 kOhm und 96 V bei kurzen Tasterdrücken nicht ganz zuverlässig waren, ebensowenig wie ein größerer Widerstand mit einer höheren Spannung > 115 V. Hardwareseitig setzt sich der Widerstand aus 5 x 100 kOhm + 1 x 47 kOhm in Serie zusammen, womit die einzelnen Widerstände hinsichtlich Spannungs- und Leistungsfestigkeit deutlich überdimensioniert sind – die Gefahr eines Bauteilausfalls wird damit minimiert.
Anmerkungen:
- Bei einem Long-press der übrigen Schalter T1/T2/T4 wird unvermeidbar auch das SSR betätigt. Für meine Long-press-action „alle Lichter aus“ ist das nicht immer erwünscht. Ich fange das über iobroker ab, indem bei ungewolltem Einschalten des Lichts noch ein Ausschaltimpuls hinterhergesendet wird, sonst nicht.
- Die gezeigte Schaltung erlaubt eine unterschiedliche Konfiguration des Tasters T3 und der übrigen Taster über die Konfiguration des Schaltverhaltens und der IO URL Actions. Wer es stattdessen bevorzugt, dass sich alle Taster gleich verhalten, kann das erzielen, indem er die Anschlüsse SW1 und O1 kurzschließt, die Long-press-action von Relais 1 löscht und den Momentary Switch auch bei long press aktiviert.
Wem die Zuverlässigkeit einer serverseitigen Zustandserfassung genügt, der kommt übrigens auch mit einem Shelly 1 aus (ebenfalls getestet):
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Konfiguration:
- Detached switch
- Timer Auto off 0,2 s
- Button switched on URL action (Schaltvorgang über REST registrieren; zum Schalten selbst nicht nötig)
- Long press URL action (wie oben)
Funktion:
- Fernschaltung über WLAN mit ON-Schaltsignal
- Long-press-Funktion für alle Taster
Bei mir verrichtet die Schaltung mit Shelly 2.5 ihren Dienst zuverlässig und zu meiner vollen Zufriedenheit. Würde mich freuen, wenn jemand etwas damit anfangen kann, oder auch wenn ihr Anmerkungen/Feedback dazu habt.